Go Mobile – vier Medientrends im Internet

Für den Newsletter meines Kunden Doppelklick (Link) habe ich die vier wichtigsten Medientrends im Web-Business beschrieben – und erläutert, wie sie erfolgreich eingesetzt werden.

Die Online-Medien bedrängen die Klassiker Zeitung und Magazin. Immer mehr Menschen informieren sich im Netz. Nicht nur die Jungen. Auch Media-Agenturen sind aufgewacht und schiften mehr Werbung ins Netz. Werbung, die früher in einem gedruckten Titel platziert worden wäre. Ein Grund zur Sorge? Wohl kaum.

Gute Inhalte werden auch künftig benötigt. Und mit ihnen Spezialisten, die firm sind in Grafik- und Bildprogrammen, in Layout und Produktion. Und im Entwerfen digitaler Geschichten. Wir haben diesen Newsletter deshalb vier Medientrends im Internet gewidmet. Wie wird erfolgreich eine App für Handys oder Tablets entwickelt? Wie sollte ein Newsroom strukturiert sein, der alle Kanäle bedienen kann? Welche Rolle spielt Social Media für Verlage? Und wie lassen sich Online-Medien vermarkten?

Trend 1: Newsroom für alle Kanäle

Wie einfach war die (Medien)Welt bis in die 90er-Jahre! Journalisten, Grafiker und Produktioner widmeten sich jeden Tag im Newsroom ihrer Zeitung oder ihrem Magazin. Einem Objekt und (manchmal) einer Sonderbeilage. Und heute?

Der Newsroom entwickelt sich mehr und mehr zu einer hochkomplexen Produktionseinheit, die bis zu einem Dutzend Kanäle beliefern muss. Ja, so viele sind es bereits bei US-Medien. Listen wir die Kanäle auf, die ein modernes Zeitungshaus dort bespielt: die Zeitung, die Website, das Web-Radio, das Web-TV, die mobilen Endgeräte (Smartphones und Tablets unterschiedlicher Hersteller), die Social Media-Dienste wie Twitter, Facebook und Google +.

Damit nicht genug. Verkauft das Haus Inhalte an Firmenkunden? Zum Beispiel sms an Telekom-Firmen? Oder Branchennews, die Unternehmen in ihren Intranets veröffentlichen? Der kaufmännischen Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Für die Kollegen im Newsroom bedeutet das stets: ein neuer Kanal, der zu befüllen ist.

Ende des integrierten Newsrooms?

In den Vereinigten Staaten haben Zeitungen wie USA Today ihren Produktionsraum deshalb radikal umstrukturiert. Bis dato galt der integrierte Newsroom als ideale Lösung. Das Prinzip: Alle Kollegen arbeiteten für alle Kanäle. Ein System, das jetzt bei vielen deutschen Verlagen angesagt ist.

In den USA verabschiedet man sich gerade davon. Der Grund: Ein Marathonläufer (wie die Zeitung) ist halt kein Sprinter (wie die Website). Zu unterschiedlich sind die Medien, zu unterschiedlich die Zeitabläufe. Es wird wieder in Kanälen gearbeitet.

Für Multimedia-Spezialisten ist das eine gute Nachricht. Wer Grafik-, Bild- oder Schnittprogramme gut beherrscht, ist stets gefragt. Und ebenfalls  ein Journalist, der aus diesem Puzzle ein Gesamtwerk formen kann. Dieser Trend wird früher oder später auch in Deutschland ankommen.

Trends 2: Apps für Smartphones und Tablets

Der Markt für Smartphones boomt. Weltweit. Auch Tablets wie das iPad finden Millionen von Käufern. Eine neue Gerätegeneration ist entstanden, die die Medienhäuser aber vor eine Herkules-Aufgabe stellt. Warum?

Weil jeder Hersteller unterschiedliche Hard- und Software einsetzt. Mal sind die Bildschirme größer, mal sind sie kleiner. Mal werden Flash-Videos unterstützt, mal nicht. Eine verwirrende Vielfalt, die Medienhäuser das Leben erschwert. Eine Website, die auf einem Android-Handy wunderbar funktioniert, stockt eventuell auf dem iPhone. Oder umgekehrt.

Hinzu kommt der Ärger, den Verlage mit Apple haben. 30 Prozent kassieren die Amerikaner von jedem digitalen Magazin, das über ihren iTunes-Store verkauft wird. Ein Anteil, der den Verlagen viel zu hoch erscheint.

Alternative Web App

Verlage, die eine App für ihre Zeitung oder für ihr Magazin entwickeln wollen, müssen zunächst eine strategische Frage entscheiden: Wollen sie überhaupt den iTunes-Store nutzen? Er lässt sich umgehen. Web App heißt das Zauberwort. Also eine App, die in HTML 5, CSS 3 und einem Javascript-Framework (wie jQuery Touch) programmiert wird.

Aber: Web Apps können (noch) nicht so viel wie native Apps. Doch auch für dieses Problem existiert eine Lösung: Mit einem Programm wie PhoneGap können Web Apps für iPhone und Android-Handys optimiert werden.

Und was macht eine App inhaltlich erfolgreich? Weniger ist mehr. Ein schlichtes Design gepaart mit wenigen, aber interessanten Funktionen führen zum Erfolg.

Trend 3: Social Media wird erwachsen

Der Facebook-Hype flaut ab. Zwar wächst das Netzwerk noch, aber hauptsächlich in Schwellenländern wie Indien. Im Heimatland USA, in Kanada und in Großbritannien verlor Facebook in diesem Jahr erstmals Nutzer. Twitter, der Kurznachrichtendienst, boomt hingegen noch. Das neue Netzwerk Google + hat einen sehr guten Start hingelegt.

Der Social Media-Markt in den Industrieländern sättigt sich langsam, und das hat einen guten Nebeneffekt: Die Netzwerke werden erwachsen. Es zieht mehr Professionalität ein – und das macht sie (auch) für Verlage immer attraktiver.

Facebook zum Beispiel. Früher das Feindbild von Medienhäuser. Und heute? Ein Trafficbringer für deren Websites. Mehr Besucher erleichtern die Vermarktung; von Kannibalismus keine Spur. Oder Twitter. Wie kann ich meine Leser am einfachsten updaten? Mit einem fixen Tweet und einem Link zur Verlagswebsite.

Neu: der Social Monetization Editor

Das ist nur der Anfang. Verlage stellen Social Media-Redakteure ein, die mehr tun, als nur Links zu posten. Die Journalisten bauen Leser-Communities auf. Sie durchforsten Netzwerke nach neuen Geschichten, nach Augenzeugen oder nach Hobby-Reportern, die Geschichten liefern können.

Die Cox Media Group in Atlanta (Umsatz 1,8 Mrd. Dollar) beschäftigt inzwischen einen Social Monetization Editor, der das Engagement des Konzerns in Sozialen Netzwerken in Geld umsetzen soll. Ein realistischer Versuch. Firmen wie Starbucks oder Dell zeigen, das sich mit den Netzwerken Umsatz generieren lässt. Warum nicht auch bei Verlagen?

Trend 4: Marketing in Spielen

Die digitalen Kanäle ermöglichen Verlagen völlig neue Marketing-Chancen. Noch werden sie viel zu zögerlich genutzt. Und es besteht tatsächlich die Gefahr, das Garagenfirmen wieder mal die Nase vorn haben (wie einst Google). Schauen wir uns erfolgversprechende Marketing-Methoden an.

Ganz oben stehen drei Buchstaben: LBS für Location Based Services. Ihr Smartphone weiß stets, wo Sie sich befinden. Für lokale Anzeigenkunden ein Traum. Sie können ihre Werbung auf mobilen Webseiten platzieren. Die Anzeige erscheint aber nur, wenn sich der Handybesitzer in der Nähe des Geschäfts befindet. Mit einem Gutschein wird er in den Laden gelockt.

Rich Media Ads lautet ein weiteres Stichwort. Beim Klick auf eine Anzeige wird nicht einfach auf die Website der Firma umgeleitet. Es öffnet sich eine multimediale, interaktive Seite mit spielerischen Elementen. Apropos spielerisch. Millionen von Menschen spielen im Netz. Sie geben sogar viel Geld dafür aus. Das hat eine neue Form der Anzeigen hervorgebracht: die In-Game-Werbung. Marken werden in ein Spiel integriert, etwa ein Geländewagen in ein Dschungel-Abenteuer.

Werbung auf dem Twitter Account

Auch Soziale Netzwerke lassen sich monetarisieren. Zum Beispiel Twitter. Time Inc., einer der größten Magazin-Verlage der Welt, bietet seinen Twitter-Account als Werbefläche an. Andere Häuser integrieren Anzeigen aus dem Blatt in ihre Facebook-Seite.

Das alles sind neue, innovative Marketing-Ideen. Niemand weiß, ob sie dauerhaft erfolgreich sein werden. Nur eins ist sicher: Wer solche Werbeformen entwickeln will, benötigt gut ausgebildete Multimedia-Spezialisten. Ihnen gehört die Zukunft in den Medienhäusern.

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