Die Mär vom Qualitäts-Journalismus

Bei jedem Medienkongress betonen Verleger und Manager: Qualitäts-Journalismus soll ihre Printprodukte vor Blogs, Twitter & Co. schützen. Doch die Inhalte von Zeitungen und Zeitschriften sind nicht hochwertig genug, um das Überleben zu sichern.

Nehmen wir zwei Beispiele: Lokalzeitungen und Magazine. Der Mantel von lokalen Blättern besteht meist aus Agenturmeldungen, die bereits am Vortag auf Nachrichten-Websites zu lesen waren.  Seiten, die nur aus alten Meldungen geschneidert sind, verdienen das Prädikat „Qualitäts-Journalismus“ nicht.

Pressesprecher als Autoren

Auch der Lokalteil, der gern als Kern des Blattes gerühmt wird, bietet oft wenig Qualität. Meist besteht er aus Berichten von freien Mitarbeitern, die noch nie eine Journalisten-Akademie von innen gesehen haben.  Qualitäts-Journalismus? Auch Pressesprecher von Vereinen und Verbänden zählen zu den Autoren von Lokalteilen. Der Vorteil: Ihre Manuskripte sind kostenlos. Und deshalb gern gesehen. Auch wenn der Pressesprecher ebenfalls keine journalistische Ausbildung hat und nur PR-Phrasen liefert.

Bei Zeitschriften-Verlagen sieht die Sache nicht besser aus. Ganze Ressorts wurden geschlossen. Journalistenbüros liefern druckfertige Doppelseiten an: Reiseberichte, Autotests,  Kosmetik-Tipps. Und das zu sensationell günstigen Preisen. Doch jeder Chefredakteur und Verlagsleiter kann sich ausrechnen, dass die Büros mit solchen Seiten kein Geld verdienen. Und der Verdacht liegt nahe, dass sich Firmen, die erwähnt wurden, erkenntlich zeigen. Mit Aufträgen für PR-Texte oder ähnlichem. Ist das Qualitäts-Journalismus?

Kein Qualitäts-Monopol für Verlage

Ich habe 2008 ein Buch über Internet-Sicherheit geschrieben: „Unerkannt im Netz“ (siehe hier). Die wichtigste Quelle waren Blogs von Experten. Sie lieferten Informationen, die in keiner Zeitschrift oder Zeitung zu finden waren. Interessant, korrekt und verständlich. Deshalb: Verlage, die noch immer glauben, ein Qualitäts-Monopol zu besitzen, werden weiter verlieren. Gegen Blogs, Twitter & Co.

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