Drei selbstkritische Fragen zu Paid Content
2010 wird das Jahr des Paid Content. Doch bevor Verlagsmanager Geld für Web-Inhalte verlangen, sollten sie selbstkritisch drei Fragen erörtern.
Frage 1: Ist der Content wirklich sein Geld wert? „Der Preis einer Nachricht im Internet ist Null. “ Das sagt Googles Chefökonom Hal Varian. Ein Mann, dessen Meinung sehr ernst genommen werden muss. Hat er doch mit seinen Geschäftsideen erst den enormen Reichtum des US-Unternehmens ermöglicht. Viele Blattmacher in den USA und Großbritannien folgen Varians Ansicht. Wie Rupert Murdoch, der im November „Times+“ einführt, einen Paid-Content-Bereich bei Times und Sunday Times. Das Nachrichtenangebot bleibt kostenlos, für Zusatzdienste wie Tipps zur Geldanlage muss gezahlt werden. Eine gute Idee – falls die Ratschläge über das Niveau einer Bankberatung hinaus gehen. Übrigens: Paid Content sollte auch Blattmacher anregen, über ihre Nachrichtenauswahl neu nachzudenken. Mit Schlagzeilen wie „Steinmeier kritisiert Merkel“ lässt sich im Netz wirklich kein Cent verdienen.
Frage 2: Wird zuviel Geld verlangt? Dem Verleger Konstantin Neven DuMont schweben 30 Cent pro Artikel vor. Das ist viel zu viel. Eine Surftour würde sich schnell zu mehreren Euro summieren. Nein, fünf bis zehn Cent erscheinen realistisch. „Lousy pennies“, wie Hubert Burda sagen würde.
Also zu wenig? Nein. Mit solchen Minisummen verdient Google Milliarden. Die Verleger müssen akzeptieren, dass mit Webinhalten keine Renditen von 20 Prozent zu erzielen sind. Auch hier ist Murdoch mit „Times+“ einen Schritt weiter als seine Kollegen. Er verlangt 50 Pfund im Jahr für ein umfangreiches Paket – Details siehe hier.
Frage 3: Wie reagiert die Konkurrenz? Offen gestanden: Als Verlagsmanager oder Chefredakteur würde ich hoffen, das viele Mitbewerber Paid Content einführen. Warum? Weil die Zahl ihrer Leser dramatisch fallen wird – und Anzeigenkunden zu jenen Websites wandern, die mit kostenlosen Inhalten Reichweiten erzielen.
Paid Content kann auch zum Bumerang werden. Daher meine Prognose: Nur Verlage, die sehr hochwertige Informationen bieten, werden die Anzeigenverlust durch Paid Content kompensieren können.
Geschrieben von: Peter Berger
Kategorie: Medienblog
Tags: Beratung, Paid Content, Redaktionen, Verlage
Kommentare
No Comments
Schreiben Sie einen Kommentar