Nur radikale Schritte führen aus der Medienkrise

Die Prognosen für Zeitungs- und Zeitschriftenverlage sind düster. 2010 kann zum Schicksalsjahr werden. Nur Verlage, die jetzt radikal umsteuern, haben eine Chance – wenn überhaupt.

Der FAZ droht laut „Spiegel“ ein Millionenverlust im Jahr 2009. Bei der Süddeutschen und der Stuttgarter Zeitung muss ebenfalls  gespart werden. M. DuMont Schauberg will Stellen abbauen. Bei der Madsack-Gruppe regiert der Rotstift. Wie auch bei Gruner + Jahr.

Das Schlimme: Die Verlage sind nach den Sparrunden nicht saniert. Im Gegenteil. Sie wollen nur Zeit gewinnen. Bis zur zweiten Jahreshälfte 2010. Dann, so die Hoffnung, zieht der Anzeigenmarkt wieder an.

Situation noch dramatischer

Und wenn nicht? Dann „stehen der Branche Umwälzungen bevor, gegen die die bisherigen Programme wie ein Kindergeburtstag wirken dürften“, so der Branchendienst meedia.

Steht es wirklich so schlimm um Verlage? Nein – die Situation ist noch dramatischer. Jetzt rächt sich, dass Zeitungen und Magazine als Gelddruck-Maschinen mißbraucht wurden. Nichts gegen Gewinne. Ganz im Gegenteil. Aber um Gewinne zu erhöhen, wurde – und wird – an der Qualität der Blätter gespart. In Zeiten, als Verlage das Informationsmonopol besaßen, funktionierte dieses System. Jetzt nicht mehr. Im Internet publizieren erstklassige Autoren. In erstklassiger Qualität.

Verkrustete Strukturen in Redaktionen

Was tun? Zwei Punkte sollten im Mittelpunkt stehen:

1. Die Qualität der Blätter muss verbessert werden.

2. Die Verlage müssen Chancen im Netz nutzen.

Das hört sich sehr theoretisch an. Beide Punkte können aber zum Leben erweckt werden. Nur drei Beispiele.

1. Der Workflow in vielen Redaktionen ist verkrustet. Warum wird doppelt gearbeitet? Die Online-Redaktion produziert Geschichten für das Web; die Printredaktion Artikel für das Blatt. Hier lässt sich vieles verbessern. Ein Artikel für beide Medien – und dadurch mehr Zeit für exklusive Recherchen.

2. Verkrustet ist auch der Umgang mit Pressekongerenzen. Warum pilgern Journalisten zu diesen PR-Terminen? Sie sollten die Infos der Agenturen auswerten und eigene Aspekte recherchieren.  Das führt zu exklusiven Geschichten.

Siegeszug der E-Reader

3. In den USA erleben E-Reader einen Siegeszug. Sie sind die wahre Gefahr für gedruckte Objekte. Ich bin überzeugt: E-Reader werden die Nachfolger von Zeitungen und Magazinen werden – mit minutenaktuellen und multimedialen Inhalten. Doch kaum ein Verlag in Deutschland experimentiert mit diesen Geräten.

Die Liste lässt sich beliebig verlängern. Doch jeder Punkt verstößt gegen liebgewonnene Traditionen. Mit ihnen muß gebrochen werden, um die Verlage zu retten.

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