Das iPad beendet die Ära der traditionellen Verlage

Mit dem iPad krempelt Apple die Medienwelt um. Das Gerät läutet das Ende der gedruckten Presse ein – und damit auch der traditionellen Verlage, die Zeitungen oder Zeitschriften als Kerngeschäft betrachten.

Das iPad ist ein handlicher Reader in Zeitschriftenformat. Es passt in jede Aktentasche. Warum am Kiosk eine Zeitschrift kaufen, wenn es eine elektronische Version gibt, die noch viel mehr bietet? Zum Beispiel Bildergalerien, Audios und Videos. Artikel, die man aufheben will, können gespeichert werden – anstatt Seiten herauszureißen. Gleichzeitig kann der Leser alle Vorteile eines mobilen Computers nutzen: surfen, mailen, worken.

Auf den ersten Blick ein tolles Geschäftsmodell für Verlage. Das Magazin wird nicht nur gedruckt, sondern auch als Vorlage für elektonische Magazine (E-Mags) genutzt. Redakteure und Producer ergänzen die Geschichten um multimediale Inhalte – fertig ist das E-Mag. Doch den wichtigsten Schritt können die Verlage nur mit Hilfe von Apple stemmen: den Vertrieb ihrer Produkte. Ohne das US-Unternehmen geht nichts. Die Verlage sind von Apple abhängig.

Abhängig von Apples Gnaden

Denn vertrieben werden die Magazine über einen iBookstore. Über den Store werden Zeitungen, Zeitschriften und Bücher auf das Pad überspielt. Für Verlage bedeutet das: Sie müssen ihre elektronischen Magazine bei Apple andienen. Die US-Firma entscheidet, welche Produkte sie in ihr Sortiment aufnimmt. Gegen Umsatzbeteiligung natürlich. Die Verlage werden zum Contentlieferanten degradiert, der von Apples Gnaden abhängig ist. Was für eine herber Machtverlust für Verlage, die durch ihre Druckmaschinen jahrhundertelang ein Publikationsmonopol besaßen.

Jetzt rächt sich, dass die traditionellen Verlage noch immer zögerlich ins Netz investieren, während Google und Apple Milliarden für neue Projekte ausgeben.

Deutsche in den Kinderschuhen

Der Zeitschriftenverlegerverband VDZ stellte Anfang Januar 2010 eine Initiative des Deutschen Pressevertriebs (DPV) und des Bertelsmann-Konzerns vor. Das Ziel: „eine verlagsübergreifende digitale Vertriebsplattform“ aufzubauen. Details wurden nicht genannt. Wie auch? Während in den USA Time Warner oder Hearst bereits hochwertige E-Mags produzieren, stecken deutsche Verlage noch in den Kinderschuhen – wenn überhaupt.

Die traditionellen Verlage müssen umdenken. Text und Fotos reichen als Kerngeschäft nicht mehr. Die Redakteure müssen firm werden in der Produktion von Audios oder Videos. Und die Manager in digitalen Vertriebsformen. Wer diesen Schritt jetzt nicht geht, kann in der Welt der iPads nicht mehr bestehen.

Januar 27, 2010

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Kategorie: Medienblog

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Kommentare (4)


[…] Dieser Eintrag wurde auf Twitter von Andreas Skowronek, Stefan Hagen, Kirstin Marquardt, Martin Lennartz, Axel Wieczorek und anderen erwähnt. Axel Wieczorek sagte: Schwarzer Tag für #Druckereien: Wie Verlage bald Content verlegen werden – #iPad http://bit.ly/aSlCsX […]

Lutz Odewald

Januar 29th, 2010 at 13:35    


Das setzt allerdings das absolute Monopol von Apple in Sachen Tablet-PC’s voraus. Doch das haben die Apfelaner bei aller Sympathie nicht, weder bei Video und Musik noch bei der Hardware.

Florian Schroiff

März 15th, 2010 at 15:02    


Ich verstehe nicht warum die Verlage nicht einfach in eine vernünftige Website investieren. Appetithäppchen gratis anbieten, Hauptgänge hinter der Paywall.

Eine gute Website kann alles was eine iPhone/iPad-app auch kann, hat aber den Vorteil, dass sie Plattformunabhängig ist. Wenn man Bock hat kann man spezielle Versionen für bestimmte Endgeräte liefern.

Nessie

Juni 4th, 2010 at 18:02    


Eine gute Website kann alles was eine iPhone/iPad-app auch kann, hat aber den Vorteil, dass sie Plattformunabhängig ist. Wenn man Bock hat kann man spezielle Versionen für bestimmte Endgeräte liefern.

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