Erste Gewinne im Netz – und kaum einer spricht darüber
Während die Auflagen der Zeitungen abstürzen, fahren Verlage erste Gewinne mit ihren Webseiten ein – ohne großen Rummel. Der Beginn einer stillen Revolution?
Die Nachricht war kurz und ging im täglichen Medientrubel fast unter. Arne Wolter, Digital-Chef bei Gruner + Jahr, vermeldete, dass bereits zwei Online-Auftritte des Hauses schwarze Zahlen schreiben: „Essen und Trinken“ und „Eltern“ . Noch in diesem Jahr, so Wolter, sollen zwei bis vier weitere Websites des Hauses profitabel werden. Durch Anzeigen, wohlgemerkt.
Solche Erfolgsmeldungen mehren sich. Zwar verschleiern viele Verlage, wie gut – oder schlecht – es ihren Online-Ablegern geht; die Bereiche sind oft firmenrechtlich ausgelagert. Dass aber die deutschen Platzhirsche im Nachrichtengeschäft, bild.de und Spiegel Online, schon deutlich Geld in die Kassen spülen dürften, kann als gesetzt gelten. Besonders die Springer-Leute agieren sehr innovativ – sowohl inhaltlich (Live-Übertragung der Windsor-Hochzeit) als auch geschäftlich (Deal mit Rabatt-Portal Croupon).
Erste Gewinne auch bei Regionalverlagen
Doch nicht nur bei großen Online-Redaktionen deutet sich eine Trendwende an. Auch die Regionalverlage kommen. Bei meiner Beratungstätigkeit habe ich in den vergangenen Wochen dreimal von ersten kleinen Gewinnen gehört, die die Webseiten regionaler Häuser erzielt haben. Noch nicht viel – aber genug, um alle Kosten zu decken und einen kleinen Gewinn einzustreichen.
Sind wir am Beginn einer stillen Revolution? Weg von Print, hin zu Online? Ohne großes Getöse? Die Indizien deuten es an. Zwar haben die Verlage im vergangenen Jahr wieder satte Gewinne mit Printprodukten erzielt. Renditen von bis zu zehn Prozent wurden vermeldet. Doch das aufziehende Gewitter lässt sich nicht mehr übersehen.
Die Auflagenzahlen im ersten Quartal 2011 waren verheerend. Drei Beispiele:
Welt/Welt Kompakt:
Abo: -2,1 Prozent, EV: -12,19 Prozent, Gesamt: -4,6 Prozent.
Frankfurter Rundschau:
Abo: -11,26 Prozent, EV: -3,0 Prozent, Gesamt: -9,7 Prozent.
Handelsblatt:
Abo:-5,64 Prozent, EV:-17,87 Prozent, Gesamt: -6,8 Prozent.
Selbst die schreckliche Atom-Katastrophe in Japan konnte den Auflagen-Absturz nicht verhindern. Dagegen verzeichneten die Nachrichten-Websites einen Leser-Ansturm. Die Menschen informierten sich aktuell im Netz, lasen Texte, betrachteten Bildern und verfolgten Livestreams. Selten zuvor haben Zeitungen am nächsten Tag so alt ausgesehen wie bei diesem Unglück. Und auch den Magazinen ergeht es nicht besser (siehe hier).
Zeitungs- und Zeitschriftenleser wandern ins Internet ab – und mit ihnen die Anzeigen. 40 Prozent in zehn Jahren, sagen die Verleger. Jüngstes Beispiel: die Drogeriemarkt-Kette Schlecker, die nur noch im Netz und im TV werben will. Keine rosigen Aussichten – zumindest für Verlage, die das Internet noch immer als natürlichen Feind ansehen.
Vielleicht ist es noch zu früh für diese Prognose. Aber die ersten zarten Erfolge machen Hoffnung, das auch traditionelle Medienhäuser Geld im Netz verdienen können. Wenn sie eine Strategie haben und sich für die Chancen im Netz begeistern.
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