Website muss Leitmedium im Newsroom werden
Wie kann ein Medienhaus täglich eine Zeitung produzieren, eine Website füllen sowie Apps für Smartphones und Tablets vertreiben? Indem die Website zum Leitmedium im Newsroom wird. Rund um die Uhr.
Über mehr als ein Dutzend Kanäle vertreiben moderne Verlage ihre Geschichten und Anzeigen: über Zeitungen, Supplements, Websites, Newsletter, RSS-Feeds, Social Media, Podcasts, Vodcasts, Handys, Smartphones, Apps, iPads, HP TouchPads, Android Tablets, Chrome Apps und, und, und. Als Leitmedium im Newsroom gilt meist noch die Zeitung. Sie bestimmt den Workflow. Neue Kanäle werden angeflanscht.
Halbherzig integrierte Newsrooms
In Zeiten, als in Newsrooms nur Zeitungen und Websites produziert wurden, mag dieses System vernünftig gewesen sein. Der integrierte Newsroom war ein Fortschritt, auch wenn er oft nur halbherzig betrieben wird (Printer und Onliner arbeiten zwar im selben Raum, aber jeder nur an seinem Produkt).
Die mobilen Geräte läuten eine neue Phase ein. Sie überfordern den integrierten Newsroom. Zu unterschiedlich sind die Zeiten, zu denen mobile Geräte genutzt werden. Wer seine Leser nicht mit veralteten Nachrichten langweilen (und vertreiben) will, muss seinen Newsroom rund um die Uhr betreiben.
Frühaufsteher Smartphone
Schauen wir uns die einzelnen Kanäle an:
Nachrichten aufs Smartphones erzielen Peaks am frühen Morgen und am späten Abend. Also kurz nach dem Aufstehen und kurz vor dem zu Bett gehen. Um diese Primetime zu nutzen, muss der Newsroom um ca. 4 Uhr besetzt sein. Und zwischen 19 und 24 Uhr.
Tablets werden eher zu Hause als mobil genutzt. Wie eine Art alternativer Fernseher. Die Peaks werden ab 20 Uhr erzielt mit Schwerpunkten am Freitag, Samstag, Sonntag. Für den Newsroom bedeutet das: mehr Wochenendschichten.
Nachrichtenwebsites erzielen ihre Peaks zu Bürozeiten (am Beginn, in der Mittagspause, am Ende).
Zeitungen werden tagsüber produziert mit Schwerpunkt Nachmittag/Abend.
Zwei Auswege aus dem Dilemma
Für das Redaktions-Management sind diese Nutzungszeiten ein Dilemma. Ein integrierter Newsroom kann diese komplexe Situation nicht mehr bewältigen. Im Prinzip existieren nur zwei Auswege:
Alternative 1: Der integrierte Newsroom wird aufgelöst. An seine Stelle treten selbstständige Einheiten, die Inhalte für die verschiedenen Kanäle produzieren. Wenn immer möglich, kooperieren die Einheiten, um Geld und Zeit zu sparen. Dieses Prinzip verfolgt USA Today (siehe hier).
Alternative 2: Die Website wird zum Leitmedium im Newsroom. Alle schreibenden Redakteure arbeiten ihr zu. Die Trennung zwischen Print, Online und Mobile entfällt. Dafür existieren spezialisierte Produktionseinheiten, die die Inhalte der Website für die Zeitung oder für die mobilen Endgeräte aufbereiten. Ein zentraler Newsdesk entscheidet im Detail, welche Geschichte wo und wie erscheint.
Sonderweg Sports Illustrated
Einen dritten Weg geht Sports Illustrated. Das Wochenmagazin produziert – ebenfalls wöchentlich – Apps für verschiendene Mobilgeräte. Der Wochenrhythmus erleichtert den Workflow enorm. Ein Beispiel zum Nachahmen (siehe hier).
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